Ich zweifle – und das fühlt sich sicherer an als entscheiden

Eigentlich habe ich kein großes Problem damit, Entscheidungen zu treffen. Meist denke ich gar nicht lange darüber nach, ob etwas richtig oder falsch ist. Solange es um Dinge geht, die mich nicht direkt betreffen, komme ich gut klar. Aber sobald eine Entscheidung mich persönlich betrifft, wird’s schwierig. Dann ist es vorbei mit der Leichtigkeit.

Dann zweifle ich – stark, anhaltend, zermürbend. Ich schwanke ständig zwischen „Mach doch einfach“ und „Lass es lieber sein“.

Ein gutes Beispiel? Shopping. Pflanzenabteilung. Ich will einfach nur eine Pflanze – und zweifle an allem. Soll ich? Lass ich’s lieber sein? Aber…?

Insgeheim bin ich eine crazy Plantmom. Ich liebe Pflanzen! Und wenn ich im Laden vor all den wunderschönen Exemplaren stehe, will ich am liebsten sofort eine (oder drei) mit nach Hause nehmen. Nicht selten sind auch meine Lieblinge im Angebot und da lohnt sich zuschlagen.

Aber dann beginnt das Gedankenkarussell: Welche ist am gesündesten? Welche hat die meisten Triebe? Welche wird sich bei mir zu Hause am wohlsten fühlen?

Und ihr könnt es euch denken: Ich nehme keine mit.

Ich gehe mit leeren Händen aus dem Laden – und bereue es. Ich schlendere noch durch andere Abteilungen, sehe hübsche Kleinigkeiten, die ich schon länger im Blick habe. Ich kaufe nichts. Weil ich Angst habe, dass ich später zu Hause denke: Die andere Variante wäre besser gewesen.

Am Ende bleibe ich wieder ohne Entscheidung – und ohne Pflanze. Und das nervt mich.
Es ist frustrierend, in diesem ewigen Teufelskreis zu stecken: alles infrage stellen, alles anzweifeln, nichts entscheiden.

Es geht ja nicht nur um Pflanzen. Es geht um das große Ganze dahinter. Diese Angst, etwas zu verpassen. Oder noch schlimmer: etwas Falsches zu wählen. Die Vorstellung, mit einer Entscheidung leben zu müssen, die ich später bereue, fühlt sich manchmal schlimmer an als die Unentschlossenheit selbst. Also bleibe ich lieber im Dazwischen. In dieser trügerischen Komfortzone des Nicht-Entscheidens. Es fühlt sich sicher an.

Und gleichzeitig weiß ich: Das Leben besteht aus Entscheidungen. Jeden Tag, jede Stunde, jede kleine Handlung ist eine Entscheidung.

Nicht jede davon ist weltbewegend. Und viele sind es nicht wert, so viel Gewicht zu bekommen. Aber sag das mal meinem Kopf – der analysiert, zweifelt, durchdenkt alles zehnmal. Manchmal wünsche ich mir, ich könnte einfach nur fühlen und machen, ohne gleich die ganze Konsequenzkette dahinter zu sehen.

Dabei bin ich eigentlich glücklich. Mein Leben ist bunt & lebendig, manchmal chaotisch. Ich habe viel, wofür ich dankbar bin. Und trotzdem sitze ich da und hadere mit einer simplen Kaufentscheidung. Nicht, weil ich geizig bin. Nicht, weil ich nicht weiß, was mir gefällt. Sondern weil ich Angst habe, dass eine andere Option besser gewesen wäre.

Ich weiß, es klingt übertrieben. Vielleicht ist es das auch. Aber das ändert nichts daran, wie es sich anfühlt. Manchmal wünsche ich mir, jemand würde einfach für mich entscheiden. Mir eine Pflanze in die Hand drücken und sagen: Die ist schön, die passt zu dir, nimm sie mit.
Und ich würde sie einfach nehmen. Kein Grübeln, kein Bereuen. Einfach nur Freude.

Vielleicht ist das der erste kleine Schritt: Zu erkennen, dass es nicht immer die perfekte Entscheidung sein muss. Dass eine Entscheidung, die ich mit dem Herzen treffe, oft viel besser ist als eine, die ich zu Tode denke.

Aber bis dahin bleibe ich wohl noch ein bisschen die, die in der Pflanzenabteilung steht – und mit leeren Händen rausgeht. Und sich ein bisschen darüber ärgert. Und sich gleichzeitig vornimmt: Nächstes Mal nehme ich einfach eine mit. Einfach so (hoffentlich).

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