Es ist Abends und mein müdes Hirn springt von Instagram Story zur nächsten. Das gleiche Spiel Morgens nach dem Aufwachen. Manchmal klicke ich einfach nur schnell durch, damit die roten Kreise über den Profilen verschwinden und ich nicht das Gefühl bekomme, etwas zu verpassen.

Ist das gesund? Nein.

Wir befinden uns gerade in einer Zeit, in der wir einfach nur konsumieren. So viel wie möglich. Gerade in dem vergangenem Jahr ist mir vermehrt aufgefallen, wie ich wieder mit Selbstzweifel und Unsicherheiten zu kämpfen habe. In der heutigen Zeit ist es leider nun mal so, dass man sich – mal mehr und mal weniger – mit anderen vergleicht. Gerade wenn zig neue Menschen plötzlich mit Followern und Klicks in die Höhe schießen und man selbst irgendwie im Dunkeln bleibt. Ich will damit nicht sagen, dass die Menschen keine Klicks & co. verdient haben, aber dennoch nagt sowas am Selbstbewusstsein.

Ich frage mich manchmal schon, ob meine Fotos überhaupt gut genug für das Internet sind. Ob sich der Aufwand des Hochladens überhaupt lohnt. Denn im Gegensatz zu vielen anderen nutze ich zum Beispiel Instagram für Daily Shit, Alltägliches. Dinge, die mir gerade in den Sinn kommen. Bisher hatte ich kein farbliches oder thematisches Konzept mit einem roten Faden. Aber anscheinend ist genau das der Punkt, der heute so wichtig ist. Kein Platz für spontane Schnappschüsse. Alles muss Qualität und Mehrwert bieten. Es ist ein Business, womit man beeindrucken und *Experte sein muss.

Nun sitzt man – egal wo – und hält die Kamera vors Gesicht und erzählt oder zeigt die neuste Errungenschaft. Mit unzähligen Filtern braucht man sich noch nicht einmal mehr „hübsch“ für die Kamera machen. Wenn man selbst auf dem Sofa sitzt kann das schon frustrierend sein zu sehen, dass gefühlt jeder täglich irgendetwas erlebt und man selbst völlig erschöpft vom eigenen Alltag ist.

Likes sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Super Likes aka Speicherungen machen für mich nicht wirklich Sinn (außer DIYs)… ja, und Kommentare sind auch schon lange nicht mehr das, was sie eigentlich sein sollten: nämlich Kommentare. Interaktionen und Austausch miteinander. Mittlerweile wird die Kommentarfunktion auch nur zum pushen von Beiträgen genutzt. Auch wenn 20x oder mehr nur ein Smiley hinterlassen wird. Hauptsache Zahlen.

Einige User besitzen tausende von Followern und schließen zig Kooperationen mit Firmen, aber Rechtschreibung und Grammatik ist auch dennoch ein Problem. Viele gucken sich nicht einmal selbst ihre Beiträge an oder lesen vielleicht mal drüber, bevor sie es öffentlich in die Welt setzen. Und niemanden interessierts. Hat man vor Jahren ein Leerzeichen zu viel in eine Bewerbung geschrieben, wurde man einfach aussortiert.

Im Internet nicht. Gibt schließlich genug Klicks.

Ist das die große und tolle Reichweite von der immer alle reden?

Ich bin dann erstmal weg. Ich nehme mir einige Tage oder Wochen wirklich mal eine Auszeit und versuche so gut es geht die App nicht zu öffnen. Solltet ihr auch mal versuchen.

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