Gute alte Zeiten – Mein Leben als „Crazy Guinea Pig Lady“
Manchmal erwische ich mich dabei, wie ich auf alte Blogbeiträge stoße – und plötzlich bin ich wieder mittendrin: in meiner kleinen, flauschigen Welt voller Heu, Gemüse und zarter Meerschweinchenfüße, die über den Wohnzimmerboden tapsen. Über zehn Jahre ist das jetzt her. Zehn! Und doch fühlt es sich an, als wäre es erst gestern gewesen. Die liebe ⿻Anja hat mich mit ihrem letzten Beitrag über Meerschweinchen zu diesen Beitrag inspiriert.
Sie hat jetzt auch wieder zwei Meerschweinchen Zuhause. Bald wird sie selbst zur Crazy Guinea Pig Lady, und ich kann es kaum erwarten, all die süßen Plüschpopos auf ihren Bildern zu sehen.
Denn kriegt jemand jemals genug von diesen Schnuten? Seid ehrlich! Ich? Nie! 🙂


Damals war mein Leben… na ja, anders. Mein Blog war eine wilde Mischung aus Fotostrecken meiner Meerschweinchendamen – liebevoll „schweinische Fotosessions“ genannt – und lauter Testberichten über das neueste Gurken-Leckerli oder besonders knuspriges Heu. Ich nahm meine Rolle als Crazy Guinea Pig Lady sehr ernst. Und ja, ich hatte Fans. Nicht viele, aber leidenschaftliche.
Meine Mädels – eine bunte Truppe mit eigenem Kopf (und eigenem Geschmack) – hatten natürlich das Sagen. Ich war mehr so etwas wie das Personal. Sie lebten frei in der Wohnung, weil ich der festen Überzeugung war, dass so ein Käfig einfach nicht artgerecht genug für ihre königliche Würde sei. Sie hatten einen, aber sie durften 24/7 frei entscheiden. Ein ständiges „MUIIIIIK“ aus der Ecke, sobald jemand auch nur daran dachte, in Richtung Küche zu gehen.
Mein Tagesrhythmus richtete sich nach ihren Fressgewohnheiten. Frühstück um sieben? Nur, wenn die Damen schon ihr Gemüse hatten. Abendessen um acht? Nur, wenn der Salatvorrat aufgefüllt war. Ich schwöre, sie konnten Gedanken lesen – oder wenigstens Kühlschranktüren telepathisch orten.
Die Wohnung war ihr Königreich. Sie hatten geheime Quasselabende unter dem Sofa, ihre eigenen „Aussichtspunkte“ (meistens auf frisch gewaschenen Kuscheldecken) und natürlich Lieblingsplätze. Ich habe Katzenkuschelsachen zweckentfremdet. Besuch musste sich erst einmal daran gewöhnen, dass beim gemütlichen Fernsehabend plötzlich eine kleine Fellkugel zwischen den Füßen durchhuschte oder eine neugierige Nase an der Chipstüte schnupperte.






Und natürlich – die Fotografie! Ich habe Stunden, ach was, Tage damit verbracht, das perfekte Meerschweinchenfoto zu schießen. Da lagen dann Gurkenscheiben als Bestechungsmaterial und ich auf dem Bauch auf dem Boden, um den richtigen Winkel zu erwischen.
Heute, wenn ich an diese Zeit denke, kommt mir mein damaliger Lebensstil fast surreal vor. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass ich ernsthaft darüber diskutiert habe, welches Heu aromatischer duftet oder ob die Mädels lieber Bio-Sellerie oder den aus dem Discounter mögen. Aber gleichzeitig war es eine wunderbare Zeit. Eine Zeit, in der mein Alltag voller kleiner Fellnasenabenteuer war – chaotisch, haarig, aber auch unglaublich süß.
Jetzt ist alles anders. Keine kleinen Pfoten mehr, die durch die Wohnung trippeln. Kein empörtes Quieken, wenn der Snack zu spät kommt. Die guten alten Zeiten waren wirklich schön. Und meine Mädels – die haben mich gelehrt, dass Liebe manchmal vier Pfoten, eine Gurkenvorliebe und ein ausgesprochen starkes Meinungsbild haben kann.💛